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Fit durch die Corona-Zeit. Tips für Jugendliche und Eltern.

Einige unserer Patienten reagieren aufgrund ihrer psychischen Erkrankung besonders sensibel auf die Veränderungen durch das Corona-Virus (COVID-19) und der diesbezüglichen medialen Berichterstattung. Beispielsweise reagieren Patienten, die von vornherein wegen einer internalisierenden Störung wie einer Angststörung oder Depression bei uns in Behandlung sind, mit starken Ängsten um die eigene Gesundheit, die Gesundheit ihrer Familienmitglieder und Haustiere. Im schlimmsten Fall trauen sich diese Patienten gar nicht mehr vor die Türe. Aber auch Kinder mit einer externalisierenden Störung wie bspw. ADHS oder einer Störung des Sozialverhaltens können Überforderungsreaktionen zeigen. Der Verlust der üblichen Alltagsstrukturen und Freizeitmöglichkeiten, Unterricht zuhause und das Leben auf begrenztem Raum kann bei diesen Kindern bspw. gesteigerte motorische Unruhe und starke Frustration auslösen. Dies kann in Corona-Zeiten Auslöser für familiäre Konflikte sein. Das Thema Medienkonsum und dessen Begrenzung stellt dabei einen besonderen Konfliktherd dar.

 

Hier ist ein Ausschnitt der Maßnahmen mit denen wir die Familien in der Corona-Krise unterstützen:

 

Informationen über COVID-19: Altersgerechte Aufklärung über Covid-19. Meiden Sie eine "Dauer"-Beschallung durch die Medien!

 

Tagesstruktur und Familienleben:

  • Viele Kinder und Jugendliche vergessen, dass keine Ferien sind. Wie üblich in den Schulzeiten sollten Kinder und Jugendliche eine möglichst "normale" Tagesstruktur haben. Dies aktiviert, gibt Sicherheit und Orientierung. Daher sollten Familien ihre Tagesstruktur aufrechterhalten (z.B. zu den üblichen Zeiten schlafen gehen und aufstehen, Essenzeiten einhalten, Zeiten für Lernen und Hausaufgaben und Zeiten für Freizeit). Auch feste Rituale in der Familie oder für sich alleine können hilfreich sein.
  • Gemeinsame Zeit in der Familie verbringen: Viele Eltern haben vor Corona erlebt, dass sie wenig Zeit für das gemeinsame Familienleben haben. Durch die Beschränkungen sind Familien nun mit einer ganz anderen Realtität konfrontiert. Nutzen Sie die Chance, um Familienprojekte durchzuführen und viel gemeinsame Zeit zu verbringen, z.B. gemeinsames Kochen, Ausflüge oder Familienabende.
  • Führen Sie aber auch gemeinsame Familienregeln ein bzw. passen sie die bestehenden Regeln an die neue Situation an, z.B.Absprachen zum Medienkonsum.

Aktivierung: Bleiben Sie aktiv!

  • "Kontrolliertes Rausgehen" bedeutet: die Hygieneregeln einhalten (Mundschutz tragen, Abstand halten, Hände waschen) - dann kann nichts schief gehen!
  • Draußen: Joggen; Spazieren gehen; Fahrrad fahren, Skaten
  • Drinnen: malen/zeichnen; basteln; Gesellschaftsspiele spielen; backen/kochen; Seife anfertigen oder andere Bastelprojekte

 

Mit Freunden in Kontakt bleiben: Auch wenn der persönliche Kontakt kaum oder gar nicht möglich ist, gibt es vielfältige andere Möglichkeiten sich miteinander auszutauschen. Soziale Netzwerke sind eine Möglichkeit, aber auch Telefonate, Videoanrufe usw. Vielleicht sitzt die beste Freundin gerade alleine zuhause und wartet auf einen Anruf? Und wann hat man das letzte Mal einen Brief geschrieben?

 

Übernimm Verantwortung! Fallen bekannte Strukturen und Gewohnheiten weg, fehlt vielleicht auch ein Sinn und eine Aufgabe. Daher kann es nicht nur für hilfebedürftige Menschen nützlich sein, wenn sich junge Leute einbringen und Verantwortung übernehmen. Vielleicht kannst du für die gehbehinderte Nachbarin etwas einkaufen gehen? Oder für einen Menschen in deinem Umfeld den Hund Gassi führen?

 

Vorfreude auf die Zeit nach Corona ist die schönste Freude: Einfach mal aufschreiben, was man schon immer mal machen wollte und bald wieder machen kann! Damit man etwas hat, worauf man sich freuen kann.

 

Und manchmal hilft alles nicht! Dann kann das Telefonat oder das regelmäßige Gespräch mit einem Therapeuten der rettende Anker sein.

 

In diesem Sinne wünschen wir allen Kindern, Jugendlichen und Familien weiterhin viel Kraft und Gesundheit. Wer weiß? Vielleicht ergeben sich neue Chancen für das Miteinander und die Gelegenheit sich neu und auf andere Weise zu begegnen.

 

Besonderen Dank an F. (17 Jahre alt), die sich mit Ideen und Tips eingebracht hat!

 

Nathalie Treis & Thomas Buchholz.